Gelegenheit zur Rückbesinnung

Freiheit und Recht sind nach unseren geschichtlichen Erfahrungen bedroht durch die Tendenz zur Akkumulation von Besitz und Geld, die die Reichen immer reicher werden läßt, und die Tendenz zur Konzentration des privaten Eigentums an den Produktionsmitteln in wenigen Händen.
Die Tendenzen zur Akkumulation des privaten Kapitals, wie sie etwa in der Verzinsung des Geldes, aber auch in der Wertsteigerung des Bodens sichtbar werden, sind einem über Gewinnstreben und Marktnachfrage gesteuerten Wirtschaftssystem ebenso eigentümlich, wie die Tendenzen zur Konzentration des privaten Eigentums an den Produktionsmitteln. Sie sind die Kehrseite der durch eben diese Mechanismen gesicherten Leistungsfähigkeit eines solchen Wirtschaftssystems.
Dem freien Selbstlauf überlassen müssen eben diese negativen Tendenzen, bei aller ungebrochenen Leistungsfähigkeit, dessen Menschlichkeit am Ende zerstören: durch permanente überprivilegierung der Besitzenden gegenüber den Besitzlosen, der Reichen gegenüber den Armen, der Produzenten gegenüber den Konsumenten, des Faktors Kapital gegenüber dem Faktor Arbeit.

Aus den Freiburger Thesen, dem Parteiprogramm der FDP aus dem Jahr 1971.

Die Wahl eines neuen Vorsitzenden bietet einer Partei immer die Chance einer Rückbesinnung auf ihre Wurzeln und Grundwerte. Ob die FDP dazu willens und fähig ist, muss man allerdings bezweifeln. Die Kandidaten, die als Westerwelle-Nachfolger zur Diskussion stehen, sind mir bisher nicht durch intelligente Beiträge zur Diskussion über Gesellschaftsentwürfe und Wirtschaftssysteme aufgefallen.

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